2021 hat uns eine Covid-19-Welle nach der anderen überrollt und grossen Druck auf die Spitäler ausgeübt. Diese haben sich als widerstandsfähig erwiesen, wurden manchmal aber auch zermürbt wegen der Haltung gewisser Leute, denen die persönliche Freiheit (auch die, sich nicht impfen zu lassen) wichtiger war als das Interesse der Allgemeinheit. Während weltweit ein grosser Teil der Menschen nur sehr limitiert Zugang zur Impfung hat, macht sich die privilegierte westliche Welt Sorgen über den Wirkungsmechanismus der Impfungen, die (zu) schnelle Entwicklung der Impfstoffe, die fehlende Erfahrung mit der mRNA-Technologie und die Profite der Pharmaindustrie. Natürlich sollen diese Aspekte beachtet werden, allerdings scheinen sich dabei gewisse Kreise der Vernunft komplett zu verschliessen.
Als eine Folge davon entstand im September 2021 die Version 4 der Richtlinien der SAMW und der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin über die Triage in der Intensivmedizin bei ausserordentlicher Ressourcenknappheit. Darüber hinaus wurden Überlegungen notwendig, welche Risiken eine Überlastung der Spitäler für die Menschen birgt, die an anderen Krankheiten als Covid-19 leiden und deren Behandlung verschoben werden muss – mit potenziell tödlichen Folgen. Diese Überlegungen mündeten Anfang 2022 in einer Stellungnahme der Zentralen Ethikkommission der SAMW.
Eine kleine Sommerpause machte höchstens das Virus, die SAMW veröffentlichte dann ihr White Paper Clinical Research. Im Anschluss an diese Publikation über die klinische Forschung in der Schweiz bekam die SAMW vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation den Auftrag, eine nationale Koordinationsplattform für die klinische Forschung aufzubauen, was sie am 1. Dezember 2021 in die Tat umsetzte. Diese Plattform vereint alle Akteurinnen und Akteure der klinischen Forschung unseres Landes und setzt sich zum Ziel, die verschiedenen Aktionspläne zusammenführen und Doppelspurigkeiten zu vermeiden. Integriert werden sollen auch die Sichtweisen von Public Health sowie der Patientinnen und Patienten.
Die vielen weiteren – meistens virtuell organisierten – Aktivitäten der SAMW waren nur dank dem grossen Engagement von Vorstand, Generalsekretariat und der Mitglieder unserer zahlreichen Kommissionen möglich. Der Senat konnte sich, angesichts der kurzzeitig tieferen Covid-Fallzahlen, im November einmal zu einer physischen Sitzung in Bern treffen.
Die Impfung gegen Covid-19 hat es 2021 zweifelsohne ermöglicht, teilweise das soziale Leben zurückzuerlangen und für 2022 ein Ende der Krise zu erkennen. Ist es das Ende des Tunnels? Ja, aber das Virus bleibt präsent und damit die Unsicherheit durch neue Varianten mit unvorhersehbaren Eigenschaften.
Henri Bounameaux,
SAMW-Präsident