Die Aktivitäten unserer verschiedenen Organe und in Zusammenarbeit mit diversen Partnerinstitutionen erwecken auch 2023 einen bunt zusammengewürfelten Eindruck. Ich möchte sie zu einem farbigen Strauss binden mit den drei Hauptelementen Ethik, Forschungs- und Nachwuchsförderung und dem Engagement für ein nachhaltiges Gesundheitssystem.
Unsere Zentrale Ethikkommission (ZEK) hat die Revision von zwei medizin-ethischen Richtlinien in Angriff genommen, diejenige zur Feststellung des Todes im Hinblick auf die Organspende und die zu Zwangsmassnahmen in der Medizin. In enger Zusammenarbeit mit dem BAG hat die ZEK auch ihr Projekt zur Gesundheitlichen Vorausplanung fortgeführt, dessen Ziel es ist, das Thema in der breiten Öffentlichkeit zu etablieren. Ausserdem wurde ein Reglement, das die Funktionsweise der ZEK genauer beschreibt, erarbeitet und von den zuständigen Instanzen der Akademie verabschiedet.
Dank den verschiedenen Programmen zur Nachwuchsförderung kamen 14 junge klinische Forschende (YTCR), 15 MD-PhD-Kandidierende und 4 junge Forschende in Biomedizinischer Ethik (Käthe-Schwichtenberg-Fonds) in den Genuss finanzieller Unterstützung. Während YTCR dank jährlich einer Million CHF aus der Gottfried und Julia Bangerter-Rhyner-Stiftung für die Periode 2025–2028 gesichert ist, bleibt die Zukunft des MD-PhD-Programms ungewiss. Der SNF hat nach 30 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit mit der SAMW einseitig entschieden, seine Beteiligung am MD-PhD-Programm zu beenden. Unsere bisherigen Bemühungen, die Weiterführung dieses Förderinstruments langfristig zu sichern, verlaufen dank Absprachen mit mehreren Stiftungen und bald mit den medizinischen Fakultäten recht erfolgreich.
SPHN hat 2023 keinen neuen Call lanciert, jedoch einen Bericht über die Zukunft der seit Beginn der Initiative 2017 entstandenen Infrastrukturen veröffentlicht und ein neues Factsheet für den Gesundheitsdatenraum in der Schweiz erarbeitet. Die Anfang Juni 2023 zur Vernehmlassung publizierte BFI-Botschaft 2025–2028 sieht die Konsolidierung des SPHN-DCC als nationales Kompetenz- und Koordinationszentrum im Bereich der Gesundheitsdaten vor. Ein finanzieller Grundbeitrag des Bundes von 21 Mio. CHF sichert die zentralen Dienste. 2024 wird Klarheit bringen, ob die BFI-Botschaft so umgesetzt wird, welche Rolle die SAMW im künftigen SPHN-DCC spielt und welches die zusätzlichen Ressourcen sind, die die betroffenen Institutionen bereit sind aufzubringen.
Unser Gesundheitssystem bzw. dessen nachhaltige Entwicklung war Anlass zu mehreren SAMW-Initiativen: Nachdem die Akademie 2022 das Positionspapier «Umweltbewusste Gesundheitsversorgung in der Schweiz» publiziert hatte, organisierte sie 2023 das Schweizer Forum für ein Nachhaltiges Gesundheitssystem. Dort wurde ein Konsortium gegründet, in dem die verschiedenen interessierten Institutionen ihre Erfahrungen austauschen und Kräfte bündeln können, um diese Herausforderungen zu meistern. Nachhaltigkeit im Gesundheitssystem wurde auch am wissenschaftlichen Legislaturauftakt mit dem Parlament an der Themeninsel «Gesundheitsgesellschaft» diskutiert. Mehr als 20 Parlamentsmitglieder nutzten die Möglichkeit, sich mit Expertinnen und Experten des Akademieverbundes auszutauschen. In diesem Zusammenhang wurde klar, dass das Schweizer Gesundheitssystem einer grundlegenden Reform bedarf, wozu die Akademie 2024 konkrete Vorschläge machen will.
Darüber hinaus hat sich die SAMW zusammen mit ihren Partnerinnen darauf verständigt, welche Themen innerhalb der Akademien der Wissenschaften Schweiz (a+) in den Jahren 2025–2028 Priorität erhalten sollen.
Eine solide Bilanz für das Jahr, in dem die SAMW 80 Jahre alt wurde und dies an der Senatssitzung im November gebührend gefeiert hat.
Henri Bounameaux,
SAMW-Präsident